Biennale Cuvée 09
Press Release Date:
25. February 2009
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OK | BIENNALE CUVÉE 09
Weltauswahl der Gegenwartskunst
Presseinformation vom: 25.02.2009
Datum: 27.02.2009 - 26.04.2009
Kuratoren: Manray Hsu, Martin Sturm
Unter dem Titel BIENNALE CUVÉE zeigt das OK heuer zum dritten Mal eine Auswahl künstlerischer Projekte von elf der wichtigsten internationalen Biennalen des Jahres 2008, mit einem Fokus auf die ambitionierten asiatischen Kunstbiennalen: Yokohama, Gwangju, Seoul, Singapur und Taipeh.
Biennalen sind das wichtigste Format zeitgenössischer Kunstausstellungen. Sie sind Gradmesser und Trendsetter für Gegenwartskunst, experimentierfreudiger und weniger marktorientiert als Kunstmessen. Sie sind der Ort profilierter kuratorischer Statements und bieten zahlreiche Entdeckungen international noch weit gehend unbekannter Künstlerinnen und Künstler.
Aktuell lässt sich vor allem ein deutlicher Trend beobachten: Die Kunst ist endgültig in der Postmoderne angekommen. Es gibt keine Vereinbarung mehr darüber, was Kunst heute sein könnte. Kritische Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus findet sich ebenso wie der feste Glaube an die verzaubernde Wirkung der Kunst, Dokumentarismus steht neben Neo-Minimalismus, karge Ästhetik neben „fetter Kunst“. Solche Brüche gab es immer, aber selten so deutlich und augenfällig wie 2008 in Asien. Auffällig auch die internationale Präsenz europäischer Kuratoren und Kuratorinnen – wie etwa bei der wichtigen Triennale in Yokohama, Japan. Darüber hinaus zeichnet sich 2008 auch eine kleine Renaissance der „Alten Meister“ ab: Etablierte Künstler stellen mit ihren Arbeiten viele junge in den Schatten. Bestes Beispiel ist Hans Haackes Seidentuch-Installation WIDE WHITE FLOW, die vor über 40 Jahren entstanden ist und trotzdem überaus zeitgenössisch wirkt. Sie wird in einer eigens auf die Räumlichkeiten des OK zugeschnittenen Version als einer der Höhepunkte der Ausstellung im Großen Saal präsentiert.
Insgesamt sind 38 ausgewählte Künstlerinnen, Künstler und Gruppen aus 23 Ländern mit Ihren Projekten in Linz zu Gast.
Neben der Ausstellung im OK agieren heuer die Arbeiterkammer OÖ, der Power Tower der Energie AG OÖ und der Wissensturm als Cuvée-Außenstellen. Es werden dort Arbeiten präsentiert, die einen thematischen und architektonischen Bezug zum jeweiligen Standort haben.
BIENNALE CUVÉE im Linzer Bahnhofsviertel
Eröffnungsrundgang
Do. 12. März 2009, 18.00 Uhr
Arbeiterkammer 13. März – 26. April 2009
Chieh-Jen Chen (TW), Libia Castro & Ólafur Ólafsson (ES/IS), Petra Gerschner (DE), Shilpa Gupta (IN), John Jordan (FR), Andreas Siekmann (DE), The Yes Men
Co-kuratiert von Elfi Sonnberger
Energie AG 13. März – 26. April 2009
Zadok Ben-David (YE), Renata Lucas (BR), Luigi Ontani (IT), Wang Zhan (CN)
Co-kuratiert von Franz Prieler
Wissensturm 13. März – 26. April 2009
Ki-Bong Rhee (KR)
PRESSERUNDGANG im Bahnhofsviertel
Do, 12. März 2009, 10.00 Uhr
Start im Wissensturm
BIENNALE CUVÉE Spezial
Hatschek-Stiftung Vöcklabruck ab 20. Mai
BIENNALE CUVÉE IM OK
Thematischer Rundgang
Der Reiz des Cuvée liegt in der Mischung. Die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler können als herausragende Einzelpositionen bestehen, lassen sich aber auch in thematische Gruppen gliedern, die als durchaus repräsentativ für Strategien zeitgenössischer Kunst gelten können. Fünf solche Aspekte werden hier beispielhaft vorgestellt:
- Neben der zumeist dokumentarisch aufbereiteten, kritischen Auseinandersetzung mit neoliberalen Zuständen spielt das vielschichtige Thema der Grenze eine wichtige Rolle.
Grenzgang und Transfer interessieren Juan Alfredo Aquilizan & Maria Isabel Gaudinez-Aquilizan: ihre hausartige Installation ADDRESS besteht aus würfelförmig gepacktem Übersiedlungsgut, in der Art, in der philippinische Migranten normalerweise ihre Habseligkeiten nachhause schicken.
Den Raum zwischen definierbaren Staaten und Orten vermisst Ursula Biemanns X-MISSION anhand der Extraterritorialität eines palästinensischen Flüchtlingscamps.
Shilpa Gupta versetzt die Trennlinien zwischen Indien und Pakistan in ihrer Rauminstallation IN OUR TIMES in Bewegung: Über zwei Gesangsmikrophone, montiert auf einer sich langsam drehenden Wippe, sind die Politiker-Reden zur indischen und pakistanischen Staatsgründung aus dem Jahr 1947 zu hören.
Kulturelle Grenzen, die durch die Sprache abgesteckt werden, zeigt der Taiwanese Cheng-Ta Yu auf ironische Weise. Wie die Puppe eines Bauchredners (engl. VENTRILOQUISTS) sprechen Ausländer in Taipeh chinesische Wörter nach, die sie nicht verstehen. Aus der Unkenntnis der Sprache ergeben sich Bedeutungsverschiebungen und unfreiwillige Pointen.
- Die Künstlerinnen und Künstler interessieren sich besonders für hybride Gesellschaftsformen, die sich aus der Überlagerung unterschiedlicher kultureller Muster und Verhaltensweisen entwickeln:
In eine Art „dritten Raum“ begibt sich Nevin Aladag mit ihrem Video FAMILIE TECZAN. Die Familie mit türkischem Migrationshintergrund interagiert scheinbar mühelos und leichtfüßig zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturkreisen.
Shaarbek Amankul verbindet die unterschiedlichen Zeithorizonte der kirgisischen Gesellschaft, indem er die traditionellen (Heil-)Rituale einer Schamanin als „Medienportrait“ aufbereitet (man sieht nur ihr Gesicht als Close Up).
Die Vermischung kolonial-westlicher Herrschaftsformen und östlicher Traditionen und Philosophien (Synkretismus) verarbeitet Kuswidananto a.k.a. Jompet in seiner Installation JAVA’S MACHINE: PHANTASMAGORIA. Sie zeigt das „Gaukelbild“ einer Gesellschaft, die keine eindeutige Identität hat.
- Am Beispiel ungewöhnlicher Schauplätze und Objekte werden besonders neuralgische Punkte und sensible Ereignisse einer Gesellschaft „dingfest“ und anschaulich gemacht:
Einen seltsamen Ort dokumentieren Nina Fischer & Maroan El Sani: Die nahe Nagasaki gelegene, unbewohnte Insel Hashima wurde künstlich errichtet. Sie war zunächst Kriegsgefangenenlager und bis 1974 eine wichtige Stätte des japanischen Kohleabbaus. Die jüngere Generation nahm die Insel jedoch vor allem als Schauplatz eines Sciencefiction - Blockbusters wahr.
Dinh Q. Lê, Quoc Hai Tran und Van Danh Lê zeigen in ihrer Videoinstallation THE FARMERS AND THE HELICOPTERS und anhand von selbst gebauten Hubschraubern die vietnamesische Sicht auf das „Kriegsgerät“ der Amerikaner. Sie arbeiten dabei nicht nur das Kriegstrauma auf, sondern finden zugleich einen poetischen Zugang über die Faszination der Technik.
Das Wechselspiel zwischen natürlich-parasitärem Wachstum und zivilisatorischer Sterilisierung lotet Charles Lim Li Yong aus, indem er die mühsame Reinigungsprozedur eines Schwimmbeckens in der Tropenstadt Singapur zeigt.
Taryn Simon erstellt einen ungewöhnlichen „Index“ amerikanischer Identität, indem Sie Orte und Ereignisse fotografiert, die der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, verborgen oder nicht zugänglich sind.
- Die visuelle Macht der Bilder und die Konstruktion der Wirklichkeit durch die Medien sind nach wie vor wichtige zeitgenössische Themen.
Das Verhältnis zwischen „Sprache“ und „Bild“ untersucht Christopher Thomas Allen (The Light Surgeons) auf anschauliche Weise, wenn er in seinem DIALOG zwei Computerterminals in einer Büroumgebung arrangiert. Während der Text gesprochen wird, sieht man dazu am Monitor rhythmisch abgestimmte, assoziative Bilder, die über eine Internetsuchmaschine Wort für Wort generiert wurden.
Kijong Zin „modelliert“ mit seiner zweiteiligen Installation CNN Nachrichten und überträgt die inszenierten Situationen in Echtzeit auf einen Plasmabildschirm, auf dem die „erfundenen“ Geschehnisse ungemein real wirken.
Julita Wójcik verschränkt auf ironische Weise mediale und wirkliche Wirklichkeit miteinander, indem sie eine Wohnhausfassade durch das Bemalen des Medienbildes „verschönert“.
- Methoden der Verfremdung, des Transfers von einem Medium in ein anders, der Spiegelung o. ä. sind wichtige ästhetische Strategien der Gegenwartskunst.
Beth Campbell reproduziert eine Raumarchitektur nach der Methode des Endlosspiegels, ohne einen Spiegel dafür zu verwenden. Die Illusion ist verblüffend.
Ein Spielgerät wird von Su-Mei Tse in ein leuchtendes, unangreifbares Objekt transformiert: Sie baut eine sanft schwingenden Schaukel aus Neonröhren.
Wilfredo Prieto zeigt eine Bibliothek, die ausschließlich aus leeren, weißen Büchern besteht und sich inhaltlich mehrdeutig lesen lässt.
Hans Haacke versetzt durch Luftbewegungen ein Seidentuch in Wellenbewegung. Systemtheoretisch gesehen transformiert es von einem physikalischen Zustand in einen anderen. Kunsthistorisch betrachtet leistet er damit einen sehr frühen, substanziellen Beitrag zur Entwicklung eines dynamischen Skulpturenbegriffs.
Klaus Weber bringt ein schwarzes, überdimensionales Windspiel durch zwei Ventilatoren zum Klingen. Der scheinbar harmonische Klang ist in Wirklichkeit eine „teuflische“ Tonfolge (Tritonus), die in mittelalterlichen Kirchen verboten war.
Eine Sinnentleerung durch Reduktion unternimmt José Angel Toirac mit seiner Videoarbeit OPUS. Er kondensiert eine Marathonrede von Fidel Castro, indem er alles weg lässt - bis auf die Zahlen, die Castro verwendet. Aktustisch wird die Rede so in ein gutturales Stakkato aufgelöst, während gleichzeitig die Zahlen auf einer Leinwand projiziert werden.
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Alle images (except otherwise noted): Otto Saxinger

